Start | Texte | Impressum |
zurück |
haariges glück |
das glück ist ein gewisses gut
das allen menschen gutes tut weshalb ein mensch, der gutes misst im ganzen gar nicht glücklich ist das klingt vielleicht jetzt etwas schlicht im gegenteil, das ist es nicht was gut ist, ist nicht definiert und damit wird es kompliziert dem ersten fehlt es an der zeit den zweiten quält die einsamkeit der dritte wünscht sich nichts als geld der vierte wäre gern ein held kurz, alle haben ein begehr und alle leiden daran schwer doch jeder hofft, dass er vielleicht das heiß ersehnte noch erreicht doch ach, wie arg trifft es den mann der sich am kopf nicht kämmen kann weil sich der jugend lockenpracht nur noch als spiegel nützlich macht ihm fehlt, was unerreichbar ist da hilft kein glück und keine list denn wenn ein haar vom kopfe fällt wird selten eines nachgestellt als beispiel sei hier ausgewählt das leben von herrn schmitz erzählt herr schmitz ist ein studierter mann der hochgelehrt so manches kann sein haar ist voll im feschen schnitt und weich und federnd ist sein schritt er ist adrett und nicht zu fett vom scheitel bis zur sohle nett doch ist er glücklich? aber nein! er wäre es vielleicht, allein in seiner jugend sehnt herr schmitz nach frau und kindern und besitz die erde dreht sich, zeit vergeht derweil herr schmitz im leben steht er findet eine ehefrau er baut ein haus, er steht im stau sein konto füllt sich mehr und mehr und auch die wiege bleibt nicht leer herr schmitz hat jetzt, man sieht es leicht was er dereinst ersehnt, erreicht er könnte einfach glücklich sein er wäre es wohl auch, allein er leidet nun zu seinem frust an einem haarigen verlust denn mit den jahren stück für stück zog sich sein haar verschämt zurück zuerst saß stramm es stamm an stamm doch langsam füllte sich der kamm die haare fielen gnadenlos und stellten seine stirne bloß am hinterkopf wuchs parallel ein winzig kleiner archipel und was man vorschnell inseln nennt vereinte sich zum kontinent die seitenhaare gaben bald auch nicht dem dünnsten scheitel halt herr schmitz verflocht sie hin und her doch schließlich ging auch das nicht mehr ein letztes haar stand noch im schaft erschütternd grau und ohne kraft wie tränenreich war dann der tag als es in schmitzens suppe lag herr schmitz betrauert laut sein los denn der verlust dünkt ihm zu groß dabei ist ihm nicht einmal klar wofür das haar je nützlich war denn in der jugend allemal war ihm sein volles haar egal er wollte frau und kinder nur und keine modische frisur doch jetzt, da ihm der schädel blitzt ist schmitz egal, was er besitzt ihr wisst, dass der, der was vermisst darüber gar nicht glücklich ist dass auch nicht glücklich ist, der hat steht leider auf demselben blatt |
Stefan Krüger, Brühl, Juni 2005 |
zurück |